Eigentlich wollten sie nur ein bisschen Musik machen und Spass haben. Es nicht nur anders machen als die anderen – sondern anders anders. Das war die Idee. Dass daraus 16 Jahre, 4 Alben, mehrere hundert Konzerte und Kultstatus wurden, hätten die beiden Defenders of Disco Dancin’ wohl am wenigsten gedacht. Aber plötzlich standen sie in der Spex, in der Frankfurter Rundschau, im in der De:Bug und sogar im Keyboard Magazin, der Feuilleton entdeckte Saalschutz für sich. Aber das alles ist eitler Tand. Viel wichtiger: Sie erspielten sich einen Platz im kollektiven Gedächtnis und im noch kollektiveren Herzen euphorischer Audiolith Kids, einer kleinen aber feinen Nische jenseits des jugendkulturellen Mainstreams der letzten 10 Jahre.
Selbstverständlich polarisierten sie auch. Und sie riefen wie jede aufregende Band die Bescheidwisserpolizei auf den Plan: Eurodance-Elemente und Metal Samples? Bildungsbürgersprech und Bollerbeats? Kalauer und Traurigkeit? Hand in Hand? Gleichberechtigt? Kopf und Bauch? Wie konnte man nur? Saalschutz waren nie in den Charts und gewannen keine Awards. Sie gehören auch nicht zum musealen Kanon, schon gar nicht in der Schweiz. Und irgendwie berühren sie verschiedene Leute auf dem Spiel- und Spannungsfeld zwischen stumpf feiern und schlau parlieren, zwischen Abriss und Abitur, zwischen Teenage-Angst und Altherrenwitz.
Jetzt heisst es Tschüß sagen. Die dreckigen Zwei schlafen sich ein letztes mal nach ganz unten. Eine Abschiedsrunde in Deutschland, durch eine Handvoll kleine stickige Clubs. Das ist kein Grund zur Trauer, das wird ein Fest. Nichts bleibt, ausser das was man trotzdem macht.
Die letzten Konzert von Saalschutz:
27.04. Leipzig – Institut fuer Zukunft
28.04. Berlin – Monarch
29.04. Hamburg – Hafenklang
30.04. Nürnberg – club stereo
Foto: Rolf Fassbind
Saalschutz / 2001 – 2017
Wir sind die Feinde von allen Entschlüssen.
Das Dazwischen ist unser Gebiet.
Lachend und weinend stehn wir auf der Brüstung.
Wir tun so als ob, und wir springen nie.