NANTI

Wie klingt Wut? Laut, klar, aber manchmal auch ganz leise. Und dann wieder: beides. Sie klingt nach Problemanalyse und Gesellschaftskritik, nach Zärtlichkeit, Zusammenhalt und nach verschwitztem Dancefloor als Quelle der Kraft, um morgen wieder weiterzukämpfen.

NANTI macht, wie sie es selbst nennt, „aus der größten Scheiße einen Gedankengarten Eden“. Mit MOSAIK veröffentlicht die Rapperin mit Technohintergrund und syrischer Familiengeschichte ihre erste EP – und ein Manifest dafür, auch über die widrigsten Umstände hinwegzutanzen. Dabei geht es auf MOSAIK nicht um gedankenfreien Hedonismus, nein, NANTI seziert mit präzisen Punchlines und bissigem Humor die Scheinheiligkeiten der Mehrheitsgesellschaft, Alltagsrassismus und das Patriarchat. Und das mit viel Bass zum Hüftekreisen und einer Menge raw Energy.

Irgendwo zwischen Rausch und Revolte verarbeitet NANTI selbstkritisch traumatische Erfahrungen, die Ungerechtigkeit der großen Lotterie des Lebens oder Sorge um Verwandte in Kriegs- und Krisenregionen. Es geht ihr aber genauso um Empowerment, um Transzendenz auf dem Dancefloor, darum, die Barrieren, die das System einer Woman of Colour in den Weg stellt, leichtfüßig und mit Fuck-You-Attitude zu überwinden.

Da wäre etwa “BOSS BITCH“, eine extrem tanzbare Feier dessen, was es bedeutet, den eigenen Weg zu finden, selbstbestimmt, gegen alle Widerstände, egal wo – ob im Moshpit oder im Business. Oder das bassbetonte „FASCHOS AGGRO“, das mit berührender Selbstreflexion vom Struggle zwischen Heimatlosigkeit und Freiheitsdrang, zwischen Party und Paranoia, vom Loslassen und Weitermachen erzählt. Oder „SOS“, ein herrlich spaßige Kollaboration mit dem Berliner Rapper Musa, die mit minimalistischem Beat „wie ein Brett“ zum Bootyshaken und Raum einnehmen einlädt: „Energie ist Leben/wir landen im Exzess“.

Mit jedem Track dreht NANTI die Schlagzahl höher, mehr Rave, mehr Diskurs, mehr von allem – um dann mit dem deutsch-arabischen „DUNKLE BLICKE“ den Höhepunkt von MOSAIK vorzulegen: Schonungslos rechnet sie mit dem Aufwachsen in einer von Rassismus und Sexismus geprägten Gesellschaft ab und liefert gleichzeitig eine Empowerment-Hymne für alle jene, die die Abwertung, den Struggle, den Kampf kennen. „Jedes ihrer Worte hinterließ seelische Schäden“, rappt NANTI auf einen Beat, der auf Motive aus arabischer Musik zurückgreift, „bleibe anti bis sie mich begraben, weil ihre Freiheit ein Gefängnis ist“.

MOSAIK ist keine Sammlung von Tracks, MOSAIK ist ein Statement. Ein selbstbewusstes Statement, dass Rap und Politik zusammenbringt, Dancefloor und Diskurs. Und zwar gleichzeitig. Und es zementiert NANTIs Position als absolute kommende Bossbitch des deutschen Raps. Oder wie sie selbst sagen würde: „Sei mal bisschen humble und gib Respekt!“

– Aida Baghernejad –

Pressebilder

     

Credits: Foto Links, Mitte: Foli Creppy | Foto Rechts: Ali Naddafi

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